Deutsch-franz. Forscherteam startet Spitzenprojekt
In einem spannenden Schulterschluss der Wissenschaft konnten EMP Mitglied und Leiter des HannoTalents-Kolleg "Nachhaltige Energiesysteme" Sven Köhler und sein französischer Kollege Jean-Hugues Fillion einen zukunftsweisenden Forschungsantrag im Bereich der experimentellen Astrophysik sichern.
Ein großer Erfolg für die deutsch-französische Forschungskooperation: Ein gemeinsamer Antrag, der Anfang 2024 bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG und der französischen Forschungsagentur ANR eingereicht wurde, ist für drei Jahre bewilligt worden. Die Forscher Jean-Hugues Fillion von der Sorbonne Université und Sven Köhler von der Hochschule Hannover setzen damit ihre Zusammenarbeit fort, die bereits seit 2019 in einem von der Royal Society und dem CNRS geförderten Projekt begann, jedoch in der Pandemie stark eingeschränkt war.
Das neue Projekt widmet sich einem faszinierenden Thema der Astrophysik: der Photodesorption von Eisoberflächen im interstellaren Raum. Diese Untersuchungen sind entscheidend, um die Dynamik der Entstehung von Gasmolekülen im interstellaren Raum erklären zu können. Zum Einsatz kommt hierbei eine der weltweit nur fünf existierenden Anlagen für 3D-surface velocity map imaging (3D-surface VMI), eine Technik, die die Köhler-Gruppe maßgeblich mitentwickelt hat. Diese Technik wird erstmalig mit Photodesorptionsprozessen an Eisoberflächen kombiniert, daher der Projektname – VMICES, „velocity map imaging from ices“
Die Anregung von festem CO, N2, NO und H2O mit Photonen mit 6-14 eV (inkl. Synchrotron Strahlung) führt zur Desorption von Molekülen oder Fragmenten unter Bedingungen, wie sie im interstellaren Raum herrschen, denn die Gruppe an der Sorbonne kühlt Eisoberflächen routinemäßig bis 4 K. Die geplanten Experimente werden daher weiteren Aufschluss darüber geben, wie komplexe Moleküle im Weltall entstehen.
Durch die Zusammenarbeit der Teams an der HsH und der Sorbonne sowie die präzisen Bauteile, die unter anderem von Herrn Twardawsky aus der Fakultät II gefertigt wurden, verspricht das Projekt bahnbrechende Erkenntnisse über die chemischen Prozesse, die zur Entstehung komplexer Moleküle im All beitragen.
VMICES sieht vor, eine:n wissenschaftliche:n Mitarbeiter:in 1,5 Jahre an der HsH, die zweite Projekthälfte in Paris forschend zu lassen, möglicherweise als Cotutelle Promotion.