21.09.2022

Deutsche Hochschulmeisterin im Boxen studiert Soziale Arbeit

Die 22-jährige Lena Büchner studiert Soziale Arbeit an der Hochschule Hannover (HsH) und ist die diesjährige Deutsche Hochschulmeisterin im Boxen. Geboren und aufgewachsen in einem kleinen Dorf bei Stade entdeckte sie dort vor knapp zehn Jahren ihre Leidenschaft für das Boxen.

Die damals 13-jährige begleitete einen guten Familienfreund und Boxtrainer aus Neugierde zum Training.  Seither ist Lena vom Boxsport nicht mehr zu trennen. Bereits ein Jahr nach Trainingsbeginn bestritt sie ihren ersten Kampf. So entwickelte sich ihr sportlicher Ehrgeiz kontinuierlich weiter. Es folgten erste Erfolge in Bezirks- und in Landesmeisterschaften.

Der erste große Titel führt zum Studium
2019 wurde Lena deutsche Meisterin im Leichtgewicht und weckte hiermit das Interesse der Bundestrainer*innen. Schnell kam die Frage auf, ob sie der deutschen Nationalmannschaft beitreten möchte, in der sie an einem der deutschen Stützpunkte trainieren müsste. Die Entscheidung fiel im Sinne ihres (aktuellen) Bundestrainers Valentin Silaghi und Lena zog für ihre Leidenschaft nach Hannover.
In diesem Zuge entschloss sie, ebenfalls in der niedersächsischen Landeshauptstadt zu studieren. Nachdem sie im Vorjahr ein Freiwilliges Soziales Jahr bei ihrem Heimattrainer aus Stade absolviert hatte, fiel ihr die Entscheidung leicht: Die Arbeit in der Jugendhilfe bekräftigte sie in ihrem Entschluss, Soziale Arbeit zu studieren.
Besonders gefällt ihr an dem Studium, dass sie vieles für sich selbst mitnehmen kann. „Es gibt Tage, an denen man aus einem Seminar herauskommt und merkt, dass man mal wieder eine ganz andere Perspektive kennengelernt hat“, sagt Lena. „Ich nehme das Wissen nicht nur für mein Studium auf, sondern vielmehr auch für mein eigenes Leben und meinen Alltag - das ist richtig cool!“

Deutsche Hochschulmeisterin im Boxen 2022
Im Sommer 2022 fand erstmalig die Deutsche Hochschulmeisterschaft (DHM) Boxen in Hamburg statt. Gemeinsam planten und realisierten der Hochschulsport Hamburg und der Hamburger Boxverband die Meisterschaft. Insgesamt konnten sich bei dem Event knapp 70 Boxerinnen und Boxer von über 35 Hochschulen messen. In diesem Turnier besiegte Lena im Finale ihre Mitstreiterin der Universität Leipzig und gewann den Titel „Deutsche Hochschulmeisterin 2022“.
Doch „der Wettkampf ist nicht alles, worum es beim Boxen geht“, betont sie. Neben der sportlichen Leistung entwickelte sie sich insbesondere persönlich weiter. Das sei laut der jungen Boxerin und Studentin genauso wichtig. Durch das Boxen hat sie über die Jahre zu sich selbst gefunden, Selbstbewusstsein aufgebaut, Geduld erlernt und auch das Kennenlernen neuer Leute fällt ihr dadurch leichter. „Es kommt einfach so viel durch den Sport mit“, stellt sie heraus.

Alles in einen Handschuh kriegen
Aktuell setzt Lena einen großen Fokus auf ihr Training. Das besteht aus zehn bis zwölf Einheiten von etwa ein bis zwei Stunden die Woche, den Sonntag behält sie sich frei. Zum Jahresende stehen laut Bücher noch einige Turniere an, weshalb sie nicht selten tagelang unterwegs ist.
Daneben fokussiert sie sich auf ihr Studium der Sozialen Arbeit. Ihre Kurse und Vorlesungen legt sie sich so zurecht, dass sie am Nachmittag ausreichend Zeit für ihre Boxtrainings einräumen kann. Auch morgens vor den Vorlesungen geht sie häufig schon zum Training. Onlineveranstaltungen kommen ihr in Hinblick auf ihre Leidenschaft oft zugute: so kann sie an den Veranstaltungen ihres Studiums teilnehmen, ohne vor Ort sein zu müssen. Dies ermöglicht ihr die Teilnahme an vielen Wettkämpfen und Trainingslagern außerhalb von Hannover.
Lena ist Kaderathletin im Perspektivkader (eine Stufe vor dem Olympiakader), weshalb sie eine Förderung erhält, um ihre Trainings, Wettkämpfe und das Studium zu finanzieren.
Nebenbei gibt sie zusammen mit ihrer Mitbewohnerin, die ebenfalls Boxerin ist, zweimal die Woche in Hannover Boxunterricht für Schülerinnen und Schüler der fünften und sechsten sowie neunten und zehnten Klassen. Diese Tätigkeit sieht sie als Herausforderung, weiter zu wachsen.

Ein Blick in die Zukunft
Im Herbst dieses Jahres fängt Lena an, ihre Bachelorarbeit zu schreiben. Ihr Thema könnte nicht passender sein: ‚Der Boxsport in der Kinder- und Jugendhilfe als Mittel zur Bewältigung von Entwicklungsaufgaben.‘ Damit verfolgt die Box-Meisterin im Hochschulsport ein persönliches Interesse auf wissenschaftlicher Basis. „Ich möchte herausfinden, wie Boxen beim Heranwachsen helfen, Probleme lösen und generell unterstützen kann – oder eben auch kontraproduktiv sein kann. Da werde ich Spaß am Schreiben haben, denn eigentlich ist Schreiben nicht mein Ding“, sagt sie lachend.
Ende September findet in der Türkei eine Hochschulweltmeisterschaft nur für Studierende statt, welche auch Lena nicht verpassen will. Ihr großes Ziel in der näheren Zukunft sind jedoch die Olympischen Spiele 2024 in Paris. Voller Motivation und Vorfreude blickt sie auf die Qualifizierungsturniere, welche nächstes Jahr beginnen.
Mit Blick auf ihr zukünftiges Leben nach dem Studium hofft Lena weiterhin auf eine enge Verknüpfung mit dem Boxsport. „Die Arbeit in einer ambulanten Jugendhilfe könnte ich mir gut vorstellen. Die grundsätzliche Integration von ein paar Sporteinheiten in meinem Berufsalltag wäre einfach toll“, betont sie. „Trotz der stattfindenden körperlichen Auseinandersetzung im Boxen sollte man dies nicht direkt mit Gewalt in Verbindung setzen“, so Lena. „Boxen kann nicht nur auf sportlicher Ebene einen Mehrwert schaffen, sondern bildet vielmehr eine Art gemeinsamen Raum, in dem jede*r voneinander lernen kann. Der Sport vermittelt viele Werte wie Fairness, Achtsamkeit oder auch einen respektvollen Umgang miteinander.“

Für ihre weiter Boxkarriere drücken wir Lena fest die Daumen. Für den weiteren Studienverlauf sowie ihren beruflichen Werdegang alles erdenklich Gute.