Interview mit WIR-Stipendiat Orlyan Najman
An der Hochschule Hannover (HsH) wird WIR-Stipendiat Orlyan Najman seit Oktober 2023 vom Kölner Gymnasial- und Stiftungsfonds (KGS) gefördert. Die Stiftung begleitet das WIR-Stipendium der HsH seit 2012 als verlässlicher Partner. In seinem aktuellen Magazin wurde dies Interview veröffentlicht.
1. Sie sind vor zehn Jahren aus dem Irak nach Deutschland gekommen. Wie war diese Zeit für Sie?
Es war eine Zeit des Umbruchs. Deutschland war für mich mehr als nur ein Fluchtort vor den Massakern des Islamischen Staats an der jesidischen Minderheit. Ich habe es als Chance gesehen, eine bessere Bildung zu genießen und in mich zu investieren. Die Sprache habe ich schnell beherrscht, um meine Familie unterstützen zu können. Das war für mich die beste Entscheidung und hat mir die Tür zur Integration sehr schnell geöffnet.
2. Wie hat sich Ihr Blick auf Deutschland über die Jahre verändert? Gibt es etwas, das Sie heute ganz anders sehen als am Anfang?
Ich habe das Land als Kind bewundert und tue es immer noch. Trotz der derzeitigen schwierigen Phase bin ich zuversichtlich, dass Deutschland die aktuellen wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen überstehen und gestärkt zurückkommen wird.
3. Maschinenbau ist ein anspruchsvolles Fach – was hat Ihnen geholfen, dranzubleiben und Herausforderungen zu meistern?
Zurzeit schreibe ich meine Bachelorarbeit und habe immer noch so viel Freude wie am ersten Tag. Die Vielfalt der Themen im Maschinenbau begeistert mich enorm. Wichtig ist vor allem, am Ball zu bleiben; selbst in Momenten geringer Motivation blieb ich diszipliniert. Das ist das, was wirklich zählt. Zudem macht es mir Spaß, mich Herausforderungen zu stellen, die mich über mich hinauswachsen lassen.
4. Gibt es ein technisches Projekt oder eine Innovation, an der Sie gerne mitarbeiten würden?
Ich bin fasziniert von den neuen Entwicklungen im Bereich KI. Ich würde gerne an der Schnittstelle von KI und Technik meinen Beitrag leisten, um das Leben von Menschen einfacher und sicherer zu gestalten. Auch die Entwicklung nachhaltiger Energielösungen, insbesondere erneuerbare Energien, interessiert mich sehr.
5. Wie hat das Stipendium Ihr Studium und Ihre Möglichkeiten beeinflusst?
Mein Studium hat noch mehr an Vielfalt gewonnen. Durch das Stipendium haben sich hervorragende Netzwerkmöglichkeiten eröffnet und die Weiterbildungsangebote haben meinen Horizont erweitert. Dank der finanziellen Unterstützung habe ich nun mehr Zeit, sowohl für mein Studium als auch für gesellschaftliches Engagement. Ich bin ehrenamtlich als Sprachmittler tätig und unterstütze Menschen mit arabischer oder kurdischer Muttersprache, z. B. beim Ausfüllen von Formularen oder bei Arztbesuchen. Bei ArbeiterKind.de engagiere ich mich für junge Menschen aus nichtakademischen Haushalten. Zusätzlich bin ich als Schiedsrichter im Amateurbereich aktiv.
6. Die Möglichkeiten, sich zu vernetzen und weiterzubilden, sind ein zentraler Bestandteil der KGS-Stipendien. Wie haben Sie diese Angebote bisher wahrgenommen?
Bereits beim Auswahlverfahren habe ich mich in dieser Community zu Hause gefühlt. Der Austausch und die Vernetzung mit Gleichgesinnten waren für mich sehr prägend. Neben den Webinaren und Treffen, an denen ich teilgenommen habe, erhielt ich die besondere Möglichkeit, mit dem KGS am deutschen Stiftungstag 2024 teilzunehmen, was für mich eine äußerst wertvolle Erfahrung war.
7. Was würden Sie jungen Menschen raten, die heute in einer ähnlichen Situation sind wie Sie damals?
Seid offen für Neues, bleibt neugierig, vernetzt euch durch Sport, Musik oder andere Aktivitäten und scheut euch nicht, Hilfe anzunehmen.
Das Interview wurde im aktuellen Magazin des KGS veröffentlicht und darf mit freundlicher Genehmigung des KGS auf unserer Homepage publiziert werden.