Seit der deutschen Wiedervereinigung starben in Deutschland über 200 Menschen durch rechte Gewalt. Konfrontiert mit der anhaltenden Präsenz von Rechtsextremismus in Deutschland, hat Julius Schien begonnen, alle Tatorte rechter Gewalt zu dokumentieren. Er legt mit ›Rechtes Land‹ einen bisher einzigartigen visuellen Katalog dieser Tatorte vor. Seine fotografische Arbeit rückt die Orte, an denen die Taten stattgefunden haben, wie leere Bühnen in den Vordergrund. Die menschenleeren Großformatfotografien werden von Texten und Dokumentationsmaterialien begleitet, die die Geschichten von mittlerweile mehr als 200 Schicksalen erzählen. „Das wachsende Archiv dient als eindringlicher Index rechtsextremer Gewalt und fordert uns auf, zu erinnern, zu reflektieren und Widerstand zu leisten. In die Zukunft zu blicken bedeutet, seine Vergangenheit anzuerkennen – und ein Zeichen gegen Hass zu setzen“, wie Julius Schien sagt.
Die hochkarätig besetzte Jury des diesjährigen VGH Fotopreises votierte einstimmig für Julius Schiens Arbeit.
»Die Idee, einen visuellen Katalog aller Tatorte rechtsextremer Verbrechen der Nachwendezeit in Deutschland zu erstellen, haben uns ebenso wie Julius Schiens visuelle Umsetzung absolut überzeugt. Die abgebildeten Straßenecken oder Uferpromenaden kommen uns bekannt vor. Sie stehen für die Banalität des Bösen, denn wir verstehen: Es könnte jeden an jedem Ort treffen«, resümiert Jurymitglied Barbara Stauss den Entscheidungsprozess.
Die Fachjury bestand in diesem Jahr aus Henner Flohr, Leiter der F.A.Z.-Bildredaktion; Lara Huck, Bildredaktion DIE ZEIT; Nicole Neumann, Bildredaktion DER SPIEGEL; Guido Schmidtke, Senior Photo Editor STERN, Hannah Schuh, Visual Director ART– Das Kunstmagazin; Barbara Stauss, Studio Stauss und Reporter ohne Grenzen, und einer Vertreterin der VGH.
Der Fotopreis der VGH Versicherungen ist mit 10.000 Euro bundesweit eine der höchstdotierten Auszeichnungen im Bereich Fotografie. Mit ihrer exklusiven Förderung unterstützen die VGH Versicherungen den international renommierten Studiengang ›Visual Journalism and Documentary Photography‹ der Hochschule Hannover (HsH), der über einen deutschlandweit einmaligen Schwerpunkt im Bereich des visuellen Journalismus und der Dokumentarfotografie verfügt. Ausgehend von den Medien Fotografie und Video vermittelt der Studiengang multidisziplinäre visuelle Kompetenzen. Im Fokus stehen dabei journalistische und dokumentarische Erzählweisen.
Erstmalig in diesem Jahr wurde parallel zum VGH Fotopreis der mit 2.000 Euro dotierte VGH Förderpreis vergeben. Mit ihm wird die Fortsetzung eines fotografischen Projektes finanziell und durch ein begleitendes Mentoring unterstützt. Preisträger des VGH Förderpreises 2025 ist Serghei Duve, der mit seiner begonnenen Arbeit über die Stadt Wolfsburg überzeugte.
»Wir danken den VGH Versicherungen für die langfristige, nachhaltige und vertrauensvolle Zusammenarbeit und freuen uns sehr über die neu geschaffene Möglichkeit, mit dem VGH Förderpreis die Fortsetzung vielversprechender Projekte zu unterstützen. Gemeinsam mit den VGH Versicherungen können wir ein großartiges Forum für die Dokumentarfotografie in Hannover schaffen«, sagt Prof. Dr. Karen Fromm, Professorin des Studiengangs ›Visual Journalism and Documentary Photography‹.
Mit der Verleihung des Preises ist eine Ausstellung der Preisträgerarbeit sowie der Finalist*innen des Juryprozesses in der GAF – Galerie für Fotografie verbunden. Die Preisverleihung findet am Mittwoch, dem 3. Dezember 2025, um 19 Uhr in den Räumen der GAF – Galerie für Fotografie in Hannover statt. Die Ausstellung wird vom 4. Dezember 2025 bis 11. Januar 2026 gezeigt.
Die hohe Qualität und die Vielfalt der studentischen Projekte überzeugten die diesjährige Jury. Neben den Preisträgern des VGH Fotopreises und des VGH Förderpreises erhielten als Finalist*innen des Juryprozesses Armina Ahmadinia, Noemi Ehrat, Markus Heft und Jasper Hill eine lobende Erwähnung.
Preisträger VGH Fotopreis:
Julius Schien ›Rechtes Land‹
Preisträger VGH Förderpreis:
Serghei Duve ›Industriestadt‹
Finalist*innen:
Armina Ahmadinia ›Mein Haus ist wolkig‹
Noemi Ehrat ›The Abortion Plot‹
Markus Heft ›Für uns geträumt‹
Jasper Hill ›Im Land der weißen Berge‹
Ort:
GAF – Galerie für Fotografie
Eisfabrik
Seilerstraße 15d
Hannover 30171
Die Galerie ist donnerstags bis sonntags geöffnet, von 12 bis 18 Uhr.
Weitere Informationen zum VGH Fotopreis unter:
https://www.vgh.de/de/unternehmen/newsroom/vgh-fotopreis