Zahlen & Fakten

Weiterhin Handlungsbedarf

Trotz beachtlicher Fortschritte auf einigen Gebieten sind die Chancen von Frauen und Männern in vielen gesellschaftlichen Bereichen immer noch unterschiedlich: Frauen sind seltener in Führungspositionen in Wirtschaft, Wissenschaft und Politik vertreten, sie werden schlechter bezahlt, arbeiten häufiger in Teilzeit und leisten den Löwenanteil an Sorgearbeit. Gleichzeitig ergreifen Männer seltener Berufe wie Erzieher und Grundschullehrer. Auch wenn die Ursachen unterschiedlich sind: Die Gleichstellung von Frauen und Männern ist noch nicht verwirklicht.

(Auszug aus der Einleitung zum „3. Atlas zur Gleichstellung von Frauen und Männern in Niedersachsen" vom 8. März 2017).


I Bildung und Ausbildung

Aufgrund der fortschreitenden Entwicklung von der Industrie- zur Wissensgesellschaft haben Bildung und Ausbildung eine immer größere Bedeutung sowohl in gesamtgesellschaftlicher Perspektive im Hinblick auf die Sicherung der Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit und des sozialen Zusammenhalts wie auch in individueller Perspektive im Hinblick auf die Arbeitsmarkt- und Verdienstchancen sowie die gesellschaftliche Teilhabe.

Wichtige Indikatoren im Bereich von Bildung und Ausbildung sind schulische Abschlüsse sowie die Berufswahl, für die hier exemplarisch die „nichtakademischen Gesundheitsdienstberufe“ und die „technischen Ausbildungsberufe“ dargestellt werden:

Anzahl Schülerinnen und Schüler nach Schularten von 2006 - 2016

Die Anzahl der Schülerinnen und Schüler an allgemeinbildenden Schulen sank in den vergangenen zehn Jahren kontinuierlich von 9,4 Millionen im Jahr 2006 auf 8,4 Millionen im Jahr 2016. Während 34 % der Schülerschaft auf eine Schule des Primarbereichs gingen, besuchten 50 % aller Schülerinnen und Schüler den Sekundarbereich I. Der Anteil der Schülerinnen und Schüler im Sekundarbereich II lag bei 12 %. Eine Förderschule besuchten 3,8 % (3).

Schülerinnen und Schüler nach Schularten im Schuljahr 2016/17

Im Schuljahr 2016/2017 waren in Deutschland 8,4 Millionen Schülerinnen und Schüler, davon 51 % Jungen und 49 % Mädchen.

Mit Blick auf die Verteilung der Schülerschaft innerhalb des Sekundarbereichs I nach einzelnen Schularten zeigt sich, dass Mädchen überdurchschnittlich oft Schulen besuchen, die auf einen höheren Schulabschluss hinführen (52 % an Gymnasien) . Dagegen wiesen insbesondere Hauptschulen im Schuljahr 2016/2017 einen überdurchschnittlichen Anteil an Jungen (57 %) aus (4).

Studienberechtigtenquote 2014

Der Indikator bildet differenziert nach Geschlecht die Quote aller Studienberechtigten an den Gleichaltrigen in der Bevölkerung ab. Er gibt Hinweise auf die geschlechtsspezifischen Unterschiede der Schulabgängerinnen und Schulabgänger, die einen Schulabschluss erreicht haben, der zum Studium qualifiziert.

Im Abgangsjahr 2014 betrug die Studienberechtigtenquote in Deutschland durchschnittlich 52,8%. Mit 57,5% war die Studienberechtigtenquote der Frauen höher als bei den Männern (48,3%). Im Ländervergleich (Hessen bleibt aufgrund des 1,3-fachen Abiturientenjahrgangs hier unberücksichtigt) reichte die Quote der Frauen von 43,5% bis 67,3% und bei den Männern von 33,2% bis 59,7%. In allen Ländern liegt die Studienberechtigtenquote der Frauen höher als die der Männer (1).

Studienanfängerinnen und -anfänger nach Fächergruppen 2016

Im Jahr 2016 war etwas mehr als die Hälfte (51 %) der Studienanfänger weiblich. Der Frauenanteil variierte allerdings je nach fachlicher Ausrichtung des Studiums. In den Fächergruppen Geisteswissenschaften (71 %), Humanmedizin / Gesundheitswissenschaften (70 %), Kunst /Kunstwissenschaft (64 %), Agrar-, Forst- und Ernährungswissenschaften / Veterinärmedizin (60 %) sowie Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (59 %) waren die Studienanfängerinnen deutlich in der Mehrheit. In der Fächergruppe Mathematik / Naturwissenschaften stellte sich das Geschlechterverhältnis mit einem Frauenanteil von 51 % nahezu ausgeglichen dar. In der Fächergruppe Ingenieurwissenschaften (25 %) waren Studienanfängerinnen hingegen deutlich unterrepräsentiert (3).

Prozentualer Anteil der von Frauen erfolgreich absolvierten Promotionen im Ländervergleich

Der Indikator gibt Hinweise auf

  • die Partizipation von Frauen an der wissenschaftlichen Qualifikation
  • strukturelle Hindernisse im Wissenschaftsbetrieb, die Frauen perspektivisch den Zugang zu Spitzenpositionen in Wissenschaft, Forschung und freier Wirtschaft erschweren
  • die Notwendigkeit der Steuerung bei der Bildungsplanung
  • gesellschaftliche Rahmenbedingungen (Vereinbarkeit einer akademischen Laufbahn mit Familie/Kindern).

Im Jahr 2014 wurden von den insgesamt 28.052 Promotionen an den Hochschulen 12.762 von Frauen erfolgreich abgelegt. Der Frauenanteil liegt damit im Bundesdurchschnitt bei 45,5%. Im Ländervergleich reichte die Spanne von 37,1% bis zu 52,0% (Niedersachsen 2016: 45,5 %) (1).

Anteil der Promotionen im Ländervergleich [%]

Anteil der Promotionen in Niedersachsen [%]


II Partizipation

Ein wichtiger Gradmesser für die Gleichstellung ist die Repräsentanz von Frauen und Männern in Führungspositionen und Entscheidungsfunktionen. Er steht für die Mitwirkung am Entscheidungsprozess auf allen Ebenen des politischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Lebens.

Doch wann ist die Gleichstellung erreicht? Reicht die Marke von 30 %, die manchmal als Mindeststandard für die Repräsentation von Frauen genannt wird? Zumindest ist sie, wenn es um das Erreichen einer kritischen Masse geht ein sinnvoller Zwischenschritt. Das Ziel bleibt die paritätische Besetzung. Diese „kritische Masse“ von 30 Prozent wird mit einem bundesweiten Durchschnitt von 32 Prozent im Jahr 2015 beim Frauenanteil in den Landesparlamenten erreicht. Der durchschnittliche Frauenanteil in Niedersachsen an den Mandaten in den Kreistagen und in den Räten der kreisfreien Städte sowie in der Regionsversammlung Hannover bei der Kommunalwahl 2016 betrug 29 Prozent; 2011 waren es 26,8 Prozent  (1).

An dieser Stelle werden als Gradmesser für Partizipation folgende Indikatoren angeführt:

  • Frauen in Verwaltungsspitzenpositionen
  • Frauen auf der akademischen Karriereleiter (Frauenanteil an Professuren, in Führungspositionen von Foschungseinrichtungen und ihr Anteil im wissenschaftlichen Personal in der außerhochschulischen Forschung im europäischen Vergleich)

Frauen auf der akademischen Karriereleiter

Die Verwirklichung von Chancengleichheit von Männern und Frauen in Wissenschaft und Forschung ist nach wie vor ein wichtiges Thema in der deutschen Bildungspolitik. Auf den ersten Blick scheinen die Barrieren für den Zugang junger Frauen zur akademischen Ausbildung abgebaut: Jeweils etwas mehr als die Hälfte (51 %) der Studierenden im ersten Hochschulsemester und der Hochschulabsolventinnen und Hochschulabsolventen im Jahr 2016 waren Frauen. Auch der Frauenanteil auf weiterführenden Qualifikationsstufen ist in den vergangenen Jahren gestiegen. Allerdings nimmt er mit steigendem Qualifikationsniveau und Status der einzelnen Positionen auf der akademischen Karriereleiter kontinuierlich ab. Während im Jahr 2016 bereits 45 % der Doktortitel von Frauen erworben wurden, lag die Frauenquote bei den Habilitationen erst bei 30 % (3).

Frauenanteile in verschiedenen Stadien der akademischen Laufbahn [%]

Rund 53 % der im Jahr 2016 an deutschen Hochschulen Beschäftigten waren Frauen, was in etwa dem Frauenanteil (51 %) an der Gesamtbevölkerung entspricht. Im Bereich Forschung und Lehre sind Frauen allerdings immer noch unterrepräsentiert: Ihr Anteil lag in der Gruppe des hauptberuflichen wissenschaftlichen und künstlerischen Personals bei 39 %. In der Professorenschaft ist der Frauenanteil traditionell niedrig. In den vergangenen zehn Jahren ist er aber deutlich angestiegen und erreichte 2016 mit 23 % seinen bisherigen Höchststand. In den bestbezahlten Besoldungsstufen der Professoren (C4 und W3) lag der Anteil der Professorinnen bei 19 % (3).

Frauenanteile an den Führungspositionen von Forschungseinrichtungen, 1992 - 2016

Der Frauenanteil am wissenschaftlichen Personal in Führungspositionen stieg von insgesamt 2,0 % im Jahr 1992 auf 17,8 % im Jahr 2016. Die vier Forschungsorganisationen weisen dabei In der Entwicklung zwischen 1992 - 2016 große Unterschiede auf. MPG, WGL und HGF legen beim Anteil der Frauen in Führungspositionen in diesem Zeitraum kontinuierlich langsam zu, während er bei der Fraunhofer-Gesellschaft mit 4,5 % im Jahr 2016 im Vergleich zu den zwei Vorjahren auf niedrigstem Niveau sogar noch gesunken ist.

Aufgrund einer jeweils organisationsspezifischen Definition von drei „Führungsebenen“ ist ein Vergleich der hier genannten Gesamtzahlen zwischen Fraunhofer-Gesellschaft (FhG), Helmholtz-Gemeinschaft deutscher Forschungszentren (HGF), Max-Planck-Gesellschaft (MPG) und Leibniz-Gemeinschaft (WGL) nur bedingt möglich (2).             

 

Frauenanteil am wissenschaftlichen Personal in der außerhochschulischen Forschung im europäischen Vergleich für 2015

Die Grafik zeigt den Frauenanteil am wissenschaftlichen Personal in der außerhochschulischen Forschung im europäischen Vergleich (ausgewählte Länder) für das Jahr 2015. In den letzten Jahren konnte der Frauenanteil deutlich gesteigert werden, so dass fast alle Länder, darunter Österreich, einen Frauenanteil von über 40 Prozent ausweisen. Deutschland und Frankreich liegen mit einem Frauenanteil von 35 Prozent am unteren Ende im europäischen Vergleich (3).


Die auf dieser Seite veröffentlichten Angaben sind den folgenden Quellen entnommen:

(1) 3. Atlas zur Gleichstellung von Frauen und Männern in Niedersachsen, Hrsg. Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung, 1. Aufl. 2017

(2) Kompetenzzentrum Frauen in Wissenschaft und Forschung (CEWS): https://www.gesis.org/cews/unser-angebot/informationsangebote/statistiken/

(3) Datenreport 2018 - Ein Sozialbericht für die Bundesrepublik Deutschland, Bundeszentrale für Politische Bildung, Hrsg. Statistisches Bundesamt (Destatis) und Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB), 2018

(4) Schulen auf einen Blick, Hrsg. Statistisches Bundesamt (Destatis), 2018